Teneriffa Januar 2019
Reisezeit 12.01.-19.01.2019
Tag 1 – Anreise
Der Wecker klingelte um 3:15 Uhr und bei 4 Grad und Nieselregen verließen wir ohne Wehmut Deutschland. Zwischen La Gomera und Teneriffa durch nahm der Flieger Kurs auf den Flughafen Süd. Gepäck und Mietwagen waren in der gewohnten Zeit aufgenommen und so verließen wir gegen 13 Uhr den Flughafen mit unserem weißen Opel Mokka. Im Hotel genossen wir einen Prosecco zur Begrüßung, als der erste Kanarenzilpzalp deutlich anders rufend als unsere heimischen Zilpzalpe, durch die Gartenbepflanzung neben uns hüpfte. Das fing ja gut an! Nach Bezug des Zimmers erkundeten wir den Ort mit einer Pause an der Strandpromenade bei Tapas. Ein Wüstenfalke saß auf dem höchsten Gebäude. Er wirkte tatsächlich kleiner und deutlich cremefarbener als unsere Wanderfalken. An der Strandpromenade suchten Hauslachtauben nach Futter und am Strand waren Seidenreiher und Regenbrachvögel. Auf dem Rückweg erweckten noch uns bisher unbekannte Sittiche unsere Aufmerksamkeit. Das müssen wir noch recherchieren. Nach einem Nickerchen klang der Abend im Restaurant und auf dem Balkon aus!
Tag 2
Nach dem Frühstück wurde der Teide erobert, genau genommen die Picknickplätze mit den Teidefinken. Kurz vor der Zufahrt saßen Fink, Kanarengirlitz, „Teneriffameise“ zusammen in einem Busch am Straßenrand. Männchen und Weibchen ließen sich hervorragend beobachten.
Am Sonntag gehen die Einheimischen offenbar gerne im Freien essen, und die Vögel partizipieren davon. Unter den Bänken und an den Wasserspendern liefen sie wenig scheu zusammen mit Kanarenpiepern auf der Suche nach Brotkrumen herum. Auch die Unterarten der Buntspechts war mehrfach zu sehen sowie das Wintergoldhähnchen, ebenfalls als Unterarten unseres heimischen. Nachdem wir uns satt gesehen hatten führen wir weiter auf die Nordseite, um die beiden Lorbeertauben bei Icod del Alto zu finden. Vor dem Gesangsschleier der Kanarengirlitze flogen sie dann auch tatsächlich weit unterhalb des Aussichtspunktes, der im Gosney empfohlen wird, herum.
Von oben waren die Unterschiede im Schwanzgefieder trotz der Entfernung auch gut mit dem Fernglas zu sehen. Nachdem alle vier möglichen Lifer auf Teneriffa im Sack waren, führen wir die ganzen Kurven wieder zurück. Überhaupt müsste die Insel eigentlich Turnariffa heißen! Zum diesigen Sonnenuntergang versuchten wir im Süden bei Palm de Mar unser Glück mit Brillengrasmücken. Es waren aber nur zwei Kanarenpieper bei Wind zu sehen. Einer saß (leider im Gegenlicht in zu großer Entfernung) sehr exponiert auf den Sukkulenten. Weitere Unterarten, die uns heute begegneten waren Mäusebussarde, Turmfalken und die Amsel.
Tag 3
Nachdem der Sonntag, der zur starken Frequentierung der Picknickplätze führte, hinter uns lag, versuchten wir unser Glück nochmal mit den Teidefinken oberhalb von Chio. Die Vögel waren einigermaßen kooperativ und auch Kanarenpieper und Buntspecht waren so freundlich. Auch am Montag erfreuen sich die Einheimischen an diesen Plätzen, aber die Vögel sind mit den Besuchern eine Symbiose eingegangen.
Gegen Mittag machten wir uns auf den Weg nach Erjos, um den vier beschrieben Erjos Track zu begehen. Bis zum ersten Aussichtspunkt ist er sogar barrierefrei! Der Nebelwald ist auf jeden Fall sehenswert aus botanischer und ornithologischer Sicht. Am zweiten Aussichtspunkt hat man eine grandiose Übersicht. Die ganzen Unterarten von Teneriffa leisteten uns auf diesem fantastischen Weg Gesellschaft: Wintergoldhähnchen, Rotkehlchen, Buchfink und die typischen Arten Kanarenzilpzalp und die beiden Taubenarten. Letztere Flügen gelegentlich in einem Affenzahn mit dem Geräusch, das man von Wanderfalken kennt, vorbei. Aber auch das Rotkehlchen ist eine echte Schönheit. Mit seinen grauen Flanken und dem hellen Bauch erinnert es an einen Zwergschnäpper. Ebenfalls sehr hübsch, aber noch nicht zufriedenstellend auf den Chip gebannt, ist der Buchfink.
Tag 4
Wir starteten wieder mit dem Frühstück und dem Picknickplatz hinter Chio. Die Vögel waren aber noch etwas verschlafen und es dauerte relativ lange, bis sich etwas tat. Im Schatten bei 11 Grad eine ziemliche Herausforderung! Danach nahmen wir den Weg vorbei am Teide und den touristischen Blechlawinen und Menschenmassen Richtung Osten. Das Gebiet unterhalb des Vulkans bietet eine atemberaubende Kulisse! Teilweise sind die Lavafelder noch vollkommen vegetationsfrei, so dass man meinen könnte, der Ausbruch sei erst neulich gewesen! Über ein Straßenwirrwarr erreichten wir das bewaldete Gebiet im östlichen Teil der Insel. Mehrere Aussichtspunkte garantieren einen erlesenen Blick über die Landschaft. Leider sind wir nicht die einzigen Touristen, die das genießen wollten. Offenbar ist das auch ein beliebter Platz für Pärchen. Jede Henne in Minirock und mit Stöckelschuhen musste einmal vom Gockel vor dem Panorama abgelichtet werden. Nachdem eine ältere Dame meinen Fotoobjekten auch noch fette Küchenkrümel hinlegte, war es Zeit, den langen Weg zurück zum Hotel zu nehmen.
Tag 5
Neuer Tag, neue Variante: wir versuchten unser Glück am Picknickplatz Los Llajas. Die Pfützen in den Wasserstellen waren noch gefroren, die Außentemperatur Betrug 5 Grad und die Sonne schickte wärmende Strahlen durch die Kiefern. Nur die Vögel waren nicht da. Erst gegen 11 Uhr kam Leben auf, aber da war das Licht nicht mehr optimal.
Wir wollten noch die Sache mit den Eidechsen bei El Portillo prüfen. Also nahmen wir die touristische Almauftriebstrecke am Teide vorbei. Im botanischen Garten trafen wir auf ein paar Hänflinge in Gesellschaft von Kanarengirlitzen. Eidechsen waren nicht zu sehen. Wahrscheinlich war es doch zu kalt für sie, das Thermometer zeigt trotz Sonnenscheins nur 7 Grad.
Wir nahmen den selben Weg zurück, den wir gekommen waren. Am Südhang des Teides zogen Wolken rein und im Nebel bekam der Picknickplatz eine ganz andere Atmosphäre. Am Ortseingang von Vilaflor steht eine riesige, wunderschöne Kiefer als Naturdenkmal. Über eine unglaublich kurvige Straße ab Vilaflor fuhren wir in die im Süden liegenden Gebiete aus dem Gosney.
Alle Strandpools und Rückhaltebecken waren trocken. Ein Flussuferläufer und zwei Rauchschwalben waren unterwegs. In der Einflugschneise des Flughafens suchten wir nach Brillengrasmücke und Wüstengimpel. Erstere fanden wir im Gedonner landender Jets und dem pfeifenden Geräusch der Wirbelschleppen, die sie hinter sich her zogen. Am Pool von Golf dem Sur stand ein Rallenreiher. An der Touristeninformation gegenüber konnte man Türken-, Lach- und Hauslachtaube nebeneinander studieren. Der Tag klang bei Amarilla Golf aus, wo wir völlig eingestaubt auf dem öffentlich zugänglichen Weg zwischen den Caddys auffielen. Drei Gebirgsstelzen lieferten sich einen erbitterten Kampf unter beeindruckendem Imponiergehabe. Das Schauspiel dauerte eine ganze Weile, bis eine Katze die Vögel in die Flucht trieb.
Tag 6
Wir starteten den Tag heute mal an den Erjos Pools. Der nächtliche Regen führte offenbar auch bei den Vögeln zu mehr Aktivität. Es zwitscherte mehr als an den vorherigen Tagen. So bekamen wir auch endlich mal die Samtkopfgrasmücke zu sehen. Zwei Bekassinen flüchteten vor uns aus dem einzigen Teich, der noch etwas Restwasser hatte. Unser nächster Stop war der Barranco Ruiz, wo wir sehr gut die Lorbeertaube beobachten konnten. Ein Sperberpaar balzte und der Wüstenfalke flog zeitgleich mit einem Schwarm Einfarbsegler über die Schlucht.
Unterhalb des Ortes Icod el Alto ist ein Weg entlang des Randes der Schlucht. Die Straßen sind teilweise so steil, dass unser Opel Mokka bei der Einmündung in eine unterhalb gelegene Straße mit dem Frontspoiler aufsetzte. Der Ausblick auf die Tauben ist hervorragend, aber der Weg Erdrutsch gefährdet. An dieser Stelle war er aber immerhin offen. Alle anderen Zugänge zur Schlucht sind abgesperrt.
Der Abend sollte mit der Orchideensuche in Icod de los Vinos enden. Botanisch eine sehr schöne Gegend. Im Wald fing es dann aber an zu regnen. Wir standen unter einer Kiefer, als wir den Kanarenstendel entdeckten. Makrofotografie im Regen ist nicht gerade Photographers‘ Dream! Später fanden wir auch noch den Grünständel, allerdings nur knospend, nicht aufgeblüht. Also trotz verregnetem Abschluss ein erfolgreicher Ausklang des Tages!
Tag 7
Heute mal was anderes: Tenogebirge. Die Wettervorhersage war zwar nicht toll, aber noch länger warten ging aufgrund der nahenden Abreise nun ja nicht mehr. Die Anfahrt über eine extrem kurvige, steile und zeitweise sehr enge, aber gut zur Hangseite gesicherten Straße bot von den Aussichtspunkten eine atemberaubende Aussicht auf die Berglandschaft.
Hinter Teno Alto wird etwas Ziegenhaltung und Käseproduktion betrieben. Hier fanden wir die Steinsperlinge und die einzigen Grauammern auf der Reise. Die Straße wurde immer schmaler und abenteuerlicher, so dass wir irgendwann wegen des schlechten Wetters umdrehten und nicht mehr bis zur Küste zum Seawatching fuhren. Zum Glück kam uns auf diesem Stück niemand entgegen. Der Wind trieb tief hängende Schauerwolken bei unter 10 Grad über die Berghänge. Ein Wetter, bei dem man selbst auf Helgoland nicht vor die Tür gehen würde! Die Landschaft mutete mit den kleinen Steingebäuden eher wie irisch oder schottisch an. Ohne ausgestiegen zu sein, sah es danach aus, als wuchsen dort zahlreiche Orchideen, die aber offenbar schon verblüht waren. Also fuhren wir über die halsbrecherische Straße wieder zurück, um in unserer Tourismushochburg noch etwas Urban Birding zu betreiben. Ein Flussuferläufer, ein Einfarbsegler, viele Kanarenzilpzalpe, Türkentauben, Hauslachtauben, Atlantikmöwen, vorbeifliegende Weidensperlinge und eine in einer Palme fütternde und eine tote Amsel schlossen die Reise ab.
Tag 8 – Abreise
Auschecken, Einchecken, Sicherheit checken. Am Hotel zeigte sich noch ein Weidensperling zum Abschied in einer Palme. Begleitet von den Rufen der allgegenwärtigen Kanarenzilpzalpe und einer Mönchsgrasmücke verließen wir das warme Eiland Richtung frostige Heimat.
Galerie:
Alle Fotos mit Olympus OM-D EM-1 Mark II + m.Zuiko 300/4 pro + 1.4 TK
Reisedaten
Flug: TUIfly Frankfurt – Teneriffa Süd | Teneriffa Süd – Frankfurt
Hotel: Vanilla Garden in Playa de las Américas