Oman Oktober/November 2019

Oman Oktober/November 2019

Tag 1

Der Flug nach Muscat verlief planmäßig und spät abends trafen wir mit unserem Toyota Prado auf Zeit im Ras al Sawadi Beach Ressort ein. Nach einer kurzen Nacht fanden wir uns vor Sonnenaufgang am Strand, gegenüber der Felsen ein, auf dem wir den Schieferfalken erwarteten. Es tat sich erstmal wenig, bis auf wiederholte Angebote der lokalen Fischer, sich zu den Inseln übersetzen zu lassen. Wir lehnten dankend ab und fanden schon mal zwei Wanderfalken und einen Fischadler.  Ein kurzer Ausflug zum benachbarten Strand brachte zumindest einen großen Trupp Eil- und Rüppelseeschwalben. Zurück vor den felsigen Inseln: ein kleiner dunkler Falke zeichnete sich als Silhouette im suboptimalen Licht ab. Ein paar Fotos müssen noch analysiert werden. Nach dem Frühstück checkten wir aus und versuchten nochmal vergeblich unser Glück. Immerhin hatten wir auf dem Weg einige Hinduracken und Smaragdspinte. Auch der Seeregenpfeifer am Strand soll nicht unerwähnt bleiben. 

Wir verließen Barka auf dem Weg in einem Wadi, der für Eulenexkursionen viel versprechend erscheint. Eine gewaltige Felskulisse beeindruckte uns. Einige Schwarzkopf- und Rotschwanzsteinschmätzer waren anwesend neben Felsenschwalben und Steinlerche. Gegen Nachmittag verließen wir das Wadi, um uns auf den Weg nach Sohar zu machen, wo wir für die nächsten Tage erstmal bleiben. Hoffentlich etwas ausgeschlafener wird morgen etwas mehr rausgehauen!

Tag 2

Der Wecker klingelte um 5 Uhr und nach langem Kampf mit dem inneren Schweinehund gingen wir zu Wadimündung unterhalb des Hotels. Zu unserer Überraschung saß ein Eisvogel auf einem Stein am Ufer. Ein Mangrovenreiher suchte sein Frühstück zusammen, in weitläufiger Gesellschaft von Küsten-, Grau-, Seiden- und Silberreiher. Brachvögel und diverse andere Limis waren anwesend. Ein großer Trupp Seeschwalben ergänzte die Szenerie. Nach dem Frühstück versuchten wir unser Glück wie 2016 mit dem Halsbandliest in Liwa. Die Mangroven waren unverändert und auch der normale Eisvogel mit dem hellen Bauch war dort.

Danach fuhren wir nach Khatmat Milah, um und die Mangroven direkt an der Grenze zu den VAE anzusehen. Die Kamera blieb gleich im Auto, weil solche Gerätschaften an Grenzen ja überaus unbeliebt sind. Aber auch mit dem Fernglas war uns klar, dass wir ganz sicher unter Beobachtung standen. Nach einiger Zeit gaben wir das Vorhaben, hier den Liest zu finden, auf. Das eigentliche Gebiet in dieser Gegend, etwas von der Grenze entfernt, ist ein baumreiches Areal, in dem es Streifenohreule,  Eichenlaubsänger und im Winter mit etwas Glück Elstersteinschmätzer gibt. Erstmal suchten wir alle uns geeignet erscheinende Bäume ab. Die Rinde ist wirklich das perfekte Vorbild für das Gefieder der Eule. Wir fanden leider keine, ich will aber nicht darauf bestehen, keine übersehen zu haben, so perfekt ist ihre Tarnung. Blauwangenspinte flogen durch die Luft und waren meine ersten überhaupt. Einmal setzten sich Smaragd- und Blauwangenspint nebeneinander in einen Baum, so dass der Größenunterschied gut zu sehen war. Etwas später kreuzte ein Steinschmätzer mit seiner charakteristischen Schwanzfärbung den Weg. Wir hatten Glück, es war ein weiblicher Elstersteinschmätzer! Acanthodactylus blanfordii, eine hübsche Eidechse verjagte rennend einen Rivalen. Zwei Hinduracken zeigten wilde Flugmanöver, von denen die eher plump wirkenden Wachtelfrankoline nur träumen können. Zahlreich flogen Wiedehopfe durch Richtung Süden. Ein ganz tolles Gebiet, das wir gerne wieder besuchen. Nach Sonnenuntergang versuchten wir unser Glück mit der Eule. Ob es der Neumond war, der sie nicht motivieren konnte? Den Rückweg nahmen wir über die vierspurige Autobahn (plus Standstreifen) nebst einem LKW und zwei PKW. Ein Trio Gastarbeiter fegte den linken Fahrbahnrand mit Palmwedeln im Dunkeln bei Tempo 120! Unglaublich dieses Bauwerk! Und wo hat man schon mal eine Autobahn fast für sich alleine? Allerdings entsteht gerade eine weitere direkt an der Küste und dazwischen ist der Al Batinah Express Highway. Wenn sich daraus die Erwartungen an den Verkehr in den nächsten Jahren ableiten lässt, hat die Autoindustrie im Oman goldenen Boden!

Tag 3

Wir hatten noch eine Rechnung offen mit dem Halsbandliest und so fuhren wir um ca. 5:30 Uhr (wer weiß das zu der Uhrzeit schon so genau) nach Liwa. Pünktlich zu Sonnenaufgang trafen wir ein. Die Brandung war gewaltig und der Strand war zuvor mehrfach komplett überspült worden. Der Wasserstand in den Mangroven war entsprechend hoch. Die Fischer holten mit ihren Strandgeländewägen hastig Boote und Netze vom Strand. Und das Wasser stieg wieder, so dass wir eilig den Strand verließen. Die Szenerie bei Sonnenaufgang war trügerisch! Das Wasser war weit in die Wadimündung unterhalb des Hotels gedrückt worden und die Straße bereits eine Hand breit unter Wasser. Die Wellen schlug an der Hotelmauer an und boten zum Frühstück eine beeindruckende Kulisse!

Nach einer Kanne Kaffee versuchten wir leidlich, unser Schlafdefizit zu verringern. Nach einem Espresso auf dem Balkon mit Sicht auf bereits ablaufendes Wasser, fuhren wir gegen 15 Uhr nach Shinas, um uns erneut dem Liest zu widmen. Auch hier hatte der Zyklon Kyarr sehr viel Wasser auf Strand und in die Mangroven gespült. Für eine Vogel, der überwiegend Krabben auf dem Mangrovenboden fängt, vielleicht auch eher suboptimal! Wir passierten eine Fußgängerbrücke über den Hauptstrom und fanden tatsächlich etwas trocken gefallenes Areal. Etwas später hörten wir auch den Ruf des Liest und noch etwas später mindesten noch ein weiteres Exemplar. Gesehen wurde er nur, weil er durchs Spektiv flog. Abgehakt! Beim Abendessen lasen wir die Nachrichten über den Zyklon und Überschwemmungen. Nach derzeitigem Stand wird er langsam nach Süden abziehen. Aktuell wütet er vor der Küste von Sur und Bar al Hickman, wo wir am Freitag hinwollen. Ein weiterer Zyklon ist bereits im Anflug.

Tag 4

Die Kläranlage von Sohar hatte es uns heute vor dem Frühstück angetan. Wie eine riesige Kiesgrube mit See kam sie daher. Flamingos, Stelzenläufer, Zitronenestelzen, Schwarzstirn- und Kurzzehenlerche sowie aller erdenklichen Limikolen waren anwesend. Ein Adler flog unbestimmt davon, wahrscheinlich ein Schell- oder Schreiadler. Später tauchten noch Turmfalken und zwei Rohrweihen auf. Ein sehr nettes Beobachtungsgebiet, leider mit wenig Deckung für Fotografen. Nach dem Frühstück suchten wir das nahe Gebirge auf. Bei 34 Grad im Schatten waren nur ein paar Steinlerchen und Schwarzkopfsteinschmätzer zu freiwilligen Bewegungen bereit.

Den Abend verbrachten wir wieder in Khatmat Milaha beim Elstersteinschmätzer, der noch anwesend war. Er (oder sie) ist ein Überwinterungsgast aus dem Iran. Ein Acanthodactylus blanfordii war sehr kooperativ unter einem Strauch.

Zahlreich Blauwangenspinte waren in der Luft und riefen. Ein jagender Falke entkam unerkannt unter lauten Warnrufen der anwesenden Vögel. Die Eulen warteten wir nicht mehr ab. Wir nahmen den Weg zurück über den lonely Highway, auf dem so circa ein Auto mehr unterwegs war als am Vortag. Nach dem Abendessen suchten wir die Hotelmauer noch mit Taschenlampen ab und wurden tatsächlich fündig: einige Hemidactylus flaviviridis saßen fettgefressen neben den Spots und den Mauernischen. Eine (meiner erste überhaupt) Gottesanbeterin war ebenfalls zugegen. Mit UV-Licht suchten wir den Rückweg nach Skopionen ab, es leuchtete aber nur der ganze Plastikmüll erschreckend deutlich auf!

Tag 5

Elstersteinschmätzer

Wir starteten wieder am Abfluss der Kläranlage. Nachdem zweimal alles aufgescheucht wurde, unternahm ich noch einen Versuch am Rinsal. Eine Wüstenammer schaute mal (zu) nah vorbei und flog verwundert ab, als die Luft schon flimmerte. Da die Wellen den Strand und die Wadimündung als Fotoziel entwerten, fuhren wir wieder ins Gebirge. Bei 39 Grad waren es weniger Steinlerchen und mehr Schwarzkopfsteinschmätzer. Dieser Zusammenhang hat keinen Anspruch auf wissenschaftliche Standhaftigkeit 😉 Ein Palmenhain lud ein, erkundet zu werden. Hier sahen wir das traditionelle Wassersystem, mit dem gezielt bewässert wird. Ein paar Dhofarkröten hüpften herum, ansonsten gab es aber nichts zu sehen.

Dhofarkröte

Den Abend verbrachten wir an wasserführenden Wadis. Beim Steinedrehen tauchte noch eine Kröte auf und ein paar Wüstenammern kamen zum Trinken. Eine Feuerlibelle mit roten Flügelabzeichen flog durch die goldene Abendsonne. Ansonsten war die Gegend ziemlich artenarm.

Am Hotel suchten wir wieder die Außenmauer ab. Wir fanden viele Acanthodactylus flaviviridis und Hemidactylus hajarensis sowie eine Spinne passend zu Halloween!

Morgen verlassen wir Sohar Richtung Sur!

Hemidactylus hajarensis

Tag 6

Der Wecker blieb heute aus! Der Tag war dem Transfer nach Ras al Hadd gewidmet. Auf dem Weg machten wir nochmal kurz beim Schieferfalken halt. Zu unserem Erstaunen hatten die Wellen hier die  Zufahrt zum Parkplatz direkt am Strand zerstört. Der Falke ließ sich nicht blicken, es rüttelte lediglich ein anderer Falke in der flimmernden Luft über dem felsigen Eiland. Zügig ging es über die Autobahn an Muscat vorbei Richtung Süden.

An der Küste vor Sur wurden die sonst steinig-staubigen Flächen neben den Straßen nasser. Das Wasser stand überall. Der Zyklon hat hier mehrere Tage vor der Küste verweilt und Wellen und Regen gebracht. In den Orten badeten die Kinder in den Pfützen. Das seltene Phänomen bereitete ihnen offensichtlich viel Vergnügen. Für uns ist das nicht ganz so vergnüglich, weil die Flächen nun auch nicht befahrbar sind. Viel zu groß ist die Gefahr, dass man im Schlamm stecken bleibt. Beim abendlichen Scouting zeigten sich aber die ersten Reiherläufer, viele Tereks und diverse andere Limikolen weit draußen. Also widmete ich mich den vielen kleinen Winkerkrabben. Ein paar winkten sogar 🙂 Quartier bezogen wie im Turtle Beach Ressort auf einem Felsen über dem Meer. Die Zimmer sind Hütten, die außen aus Palmwedelstielen bestehen und innen Beduinenzelten nachempfunden sein sollen. An ihren Fundamenten sind zahlreiche Hemidactylus hajarensis zu finden.

Tag 7

Good morning! Good morning, Ma‘am! Good morning! Die Freundlichkeit, der Service und auch die Aufmerksamkeit des Personals in diesem Ressort ist wirklich bestechend! Einen guten Platz für die Vorfrühstücksexkursion zu finden war aber gar nicht so einfach. Wir fanden ihn dann doch noch, allerdings flimmerte da schon die Luft. Ein junger Reiherläufer, viele Limis (auch die hübschen Tereks), Rohrweihe und Fischadler mit Beute waren anwesend. Beim Frühstück trafen wir die Bekannten aus Deutschland wieder, die wir zuletzt am frankfurter Flughafen bzw. auf Helgoland sahen. Sie hatten schon mit den Spektiven zum Kaffee auf der Terrasse Position bezogen. Eine Spatelraubmöwe war für mich das Highlight, weil es meine erste war. Ein Trupp Reiherläufer flog auch vorbei und ein Maskentölpel jagte nah am Felsen. Nach der Verabschiedung suchten wir nach einem alternativen Schildkrötenstrand, den man ohne Guide aufsuchen kann. Wir wurden fündig! Frische Spuren nächtlicher Landgänge waren im Sand zu sehen. An einer Stelle war die zugeschaufelte Grube am endet einer Spur zu sehen. Leider waren auch sehr viele Spuren von Hunden am Strand.

Turtle Track

Der Seawatchingpoint, gerade eben am indischen Ozean war nett, zu der Uhrzeit erwartungsgemäß aber nicht mehr sehr ertragreich. So kurvten wir bei der Mittagshitze durch die Gegend und sahen Haubenlerchen, Wüstensteinschmätzer, Rotschwanzwürger und Palmtauben. An einem Punkt, an dem vor 3 Jahren mal ein Wüstenuhu eingetragen wurde, waren stattdessen Reptilien und Insekten. Der Abend war gerettet, ein Pristurus sp. war Opfer, um meine leuchtenden Käferaufen auszuprobieren 🙂 Ein Skink entkam (noch) unbestimmt. 

Nach dem Abendessen wurden die Käferaugen nochmal auf der Oly montiert und Jagd auf Reptilien gemacht. Die kleinen Halbfingergeckos waren zahlreich unterwegs und teilweise überaus geduldig. Am Strand fanden wir plötzlich eine kleine Meeresschildkröte im roten, gedimmten Licht der Taschenlampe, die in die falsche Richtung rannte. Der Versuch, ein Foto zu machen wurde direkt eingestellt, die Kleine hatte es zu eilig. Wir setzten sie auf eine Spur in die richtige Richtung, fanden sie wenig später aber wieder da, wo sie nicht hinsollte. Also wurde sie kurzerhand zur Brandungslinie getragen und beobachtet, bis sie eintauchte und davon schwamm. Unser ganz besonderes Erlebnis ohne Guide, kostenlos und direkt unterhalb des Hotels am Strand. Auf dem Rückweg schauten wir in die wattstarken Scheinwerfer der Meerwasserentsalzungsanlage. Kein Wunder, dass die Schildkröten in die falsche Richtung rennen! Die Strände wurden mit Hinweisen zum Schildkrötenschutz ausgestattet. Da steht auch, dass man nachts kein Licht machen darf, fotografieren verboten ist und, je nach Strand, nur in Begleitung eines Guides Zutritt bekommt. Es wäre wünschenswert, wenn die küstennahe Bebauung mit in die Schutzbenühungen einbezogen werden würde.

Tag 8

Hemidactylus sp.

Die Stelle, die am vorherigen Morgen gut war, sollte es auch heute sein. Leichte Bewölkung bremste die Sonneneinstrahlung etwas ein und damit auch das baldige Luftflimmern. Der junge Reiherläufer und sehr viele andere Limikolen waren nicht scheu und sammelten fleißig ihr Frühstück ein. Eigentlich hätte man sich auf Augenhöhe begeben müssen, aber der Schlick hinderte mich daran. Als der Reiherläufer dann doch weit in die entgegengesetzte Richtung gelaufen war, wurde es Zeit für unser Seawatching-Frühstück. Sehr viele Odinshühnchen flogen und schwammen vor der Terrasse. Meeresschildkröten steckten ihre Nase zum Luftholen gut sichtbar aus dem Wasser. Das Highlight war ein vorbeisegelnder Blassfußsturmtaucher. Nachdem wir die letzten Gäste im Hotel waren, eine schweizerische Reisegruppe war schon fertig und abgereist, packten auch wir zusammen und machten uns auf den Weg nach Barr al Hickman.

Die kleinen Küstenorte waren immer noch gezeichnet vom Zyklon. Große Wasserflächen, die von den Fußballplätzen bis über die Straßen reichten, gaben einen Eindruck davon, wie viel Regen hier runtergekommen sein muss. Gegen den Wind wurde versucht, den Sand von den Straßen gekehrt – ein sinnloses Unterfangen! An anderen Stellen wurden größere Sandmassen durch schweres Gerät geschoben. In der Wüste gab es riesige Wasserflächen und die Ausläufer der Wahiba Wüste waren zwar wieder trocken, die Einschläge der Tropfen auf dem weichen Sand aber noch sehr gut zu sehen. Schließlich erreichten wir die Salzmarsch in der Wüste am späten Nachmittag.

Wir suchten noch den kleinen Ort Filim direkt am Wasser auf und fanden alles unverändert vor. Reiherläufer, Großer Knutt, Halsbandliest, Rotflügel-Brachschwalbe, Rotkehlpieper und Sumpfläufer waren da neben vielen anderen Arten, die hier häufig sind! Als die Sonne untergegangen war, bezogen wir unser Quartier im Guesthouse am Kreisel, der Ort hat keinen Namen.  Das Zimmer ist einfach, die Krabbeltiere noch unbestimmt und der Preis akzeptabel. Es riecht nicht wie 2016 nach Naphthalin, im ganzen Hotel nicht 🙂 Unser Essen nahmen im benachbarten Restaurant ein. Wir wurden satt, es war lecker und die umgerechnet 7 €  inkl. Getränke waren unschlagbar! Danach fuhren wir nochmal raus, um im Dunkeln noch Reptilien zu finden. Kurz vor dem Einsteigen ins Auto auf offener Strecke, schlug etwas neben mir ein. Eine Gottesanbeterin war offenbar von unseren Taschenlampen angezogen worden.

Tag 9

Zwischen Muscat und Salalah auf der Höhe von Masirah liegt der Prime Spot für Birdwatcher: Filim, Barr al Hickman

Die Nacht war wie immer kurz und verschlafen machten wir uns auf den Weg nach Filim. Viele Fischer waren schon draußen und die Morgenstimmung hätte besser nicht sein können! Lediglich das Licht kam von der falschen Seite, aber dann muss man sich eben Motive 180 Grad versetzt suchen. Am Ende des Felsens stand ein Küstenreiher, der sich geduldig ablichten ließ. Als er gegangen war, nahm ich seinen Platz ein und scannte die Mangroven. Einige Limikolen suchten nach Futter und Eisvögel riefen charakterisch bei ihrem Flug knapp über der Wasseroberfläche. Ein weißer Vogelbauch schaute auf einem dörren Ast in die Sonne. Ein Blick durchs Fernglas enttarnte ihn nicht etwa als die erwartete Palmtaube sondern als Halsbandliest. Ich viel vor Aufregung fast vom Felsen! Er ruhte offenbar, schaute interessiert unter und über ihm vorbeifliegenden Vögeln nach und ließ sich überhaupt nicht stören. Die Entfernung war groß, aber es entstanden zumindest ein paar Belegfotos. Auf dem Rückweg zum Auto war eine Haubenlerche und ein Pristurus noch geduldig genug für Fotografen.

Halsbandliest

Entlang des Strandes ging es bei schon hoch stehender Sonne weiter. An einer flachen Stelle gab es Frühstück im Auto (bietet unser Hotel nicht an) und Limikolenfernsehen. Eine Eidechse huschte weg und trotz brauchbarer Fotos blieb sie erstmal unbestimmt. Ich fand einen schon ziemlich verrotteten Schildkrötenpanzer, der anatomisch interessant war, weil man gut sehen konnte, wie die Rippen auf der Innenseite mit dem Schild verwachsen sind. 

Wir fuhren nach Mahout, um Wasser zu kaufen und versuchten bei den vielen Coffee Shops einen Kaffee zu bekommen. Alle boten uns löslichen Kaffee an, aber den wollten wir nicht. Bei einem Coffee Shop mit Restaurant wurden wir dann fündig. Nachdem wir erstmal einen heilen Stuhl gefunden hatten, genossen wir die Pause! Da er nicht wechseln konnte, sollte der Kaffee aufs Haus gehen. Wir machten eine 2/3 Anzahlung und kommen morgen wieder!

Weiter ging es mit unserem zweiten Versuch, einen Gebüschkomplex direkt am Strand zu erreichen, in dem Holländer reiche Beute beim Fangen und Beringen gemacht hatten. Wir mussten leider wegen unpassierbarer Salzpfanne umkehren und machten am Strand Richtung Shannah weiter. Mehr als warm war es da aber auch nicht und so begingen wir den Abend wieder in Filim. Der Wind frischte immer mehr auf, weil auf dem indischen Ozean wieder ein Zyklon tobt. Ich drehte ein verrottenden Bauchschild einer Meeresschildkröte um und heraus flitzten einige Geckos. Überwiegend Pristurus sp., aber ein ganz winziger, sehr fragil wirkender Gecko (wohl Hemidactylus sp.) flüchtete auf meine Schuh. So sehr ich mich auch verengte, auf einem Bein stehend, das Geckobein wegstreckend, die 1,40 m Mindestanstand der Kamera erreichte ich gerade eben nicht. Als ich ihn auf den Sand bugsiert hatte, ließ er sich fotografieren (s. Galerie am Ende des Beitrags).

Beim Board Flipping schossen später noch zwei Hände voll entsetzte Pristurus sp. weg. Sie rettenden sich auf einen benachbarten Felsen, wo sie sich fotografenfreundlich präsentierten. Bei einem tollkühnen Kampf mit einen deutlich kleineren Ohrenkneifer flog der Gecko durch die Luft. Bärenkräfte des Insekts? Ist der Gecko gekniffen worden?

Mit viel Ruhe kann man Geckos auch mit dem Handy fotografieren.

Der Wind wehte bereits den Sand über die Straße und so fuhren wir ins Guesthouse. Im Restaurant nebenan wurde eilig der Tisch gewischt, das Geknirsche unter den Flaschen verriet, dass der Sturm durch jede Ritze den Sand treibt. Unser Chicken Curry und Marsala mit dem flachen Brot schmeckte wieder sehr gut! Wir erfragten mal den Ortsnamen, der von G***le Maps verwehrt bleibt. Das Örtchen heißt nun nicht mehr „am Kreisel“ sondern Mahout Al Quba. Der Sturm war schon wieder etwas abgeflacht, das Knirschen der Fenster blieb.

Tag 10

Pünktlich um 5 Uhr klingelte wieder der Wecker. Zum Sonnenaufgang waren wir am Strand in der Filimbucht. Das Licht ist hier morgens besser als direkt in Filim. Viele Limikolen waren im gerade ablaufenden Watt. Leider waren sie wenig kooperativ, so dass kein Foto eines der vielen Tereks gelang. Wir fanden viele Knochen-/Panzerteile älteren Datums von Meeresschildkröten und eine frische Rupfung eines Zwergstrandläufers, die vermutlich von einem Falken herrührte.

Wir fuhren den ganzen Vormittag weiter entlang der Küstenlinie vorbei an Fischerhütten über Pisten. Solange man dort fährt, wo die Einheimischen fahren, ist Barr al Hickman beherrschbar. Andere Wege, davon zeugen tiefe Spuren in der Salzmarsch, sollte man besser meiden. Die Gegend ist unglaublich weitläufig, karg und einsam. Wenn man sich hier festfährt, kann man lange auf Hilfe warten oder weit bei 36 Grad laufen. Die noch unbestimmte Echse (Acanthodactylus oder Mesalina) war auch wieder anwesend. Zusätzlich fand ich Pristurus minimus. Ein einheimischer Fischer hielt an und beteuerte erstmal, dass er kein Englisch spreche, weil er als Fischer nicht zur Schule gegangen sei. Es funktionierte dennoch ganz gut und so unterhielten wir uns über sein Zeiss- und mein Swaro-Fernglas. Das Angebot, bei ihm zuhause Tee zu trinken und seine Familie kennenzulernen, lehnte ich mit Hinweis auf unsere sandige, eingestaubte Outdoormontur freundlich ab. Nachdem wir Bar al Hickman wieder verlassen hatten, suchten wir den Coffee Shop vom Vortag auf, um einen Kaffee zu trinken und unsere Schulden zu begleichen. Danach fuhren wir auf gut Glück in die Wüste, wo von der Straße aus etwas Grün zu erahnen war. Eine Spinne erregte meine Aufmerksamkeit. Nachdem sie ausreichend fotografiert wurde, fuhren wir an eine andere Stelle (s. Galerie am Ende des Beitrags).

Eine relativ zutrauliche Wüstengrasmücke beschäftigte uns eine Weile. Bei der Suche nach Reptilien in der flachen Vegetation fand ich eine beeindruckend gut getarnte, kleine Gottesanbeterin. Sie muss exakt auf diese Pflanzenart adaptiert sein, so perfekt fügte sie sich in das Gesträuch ein (s. Galerie am Ende des Beitrags)!

Bis zum Sonnenaufgang hielten wir uns wieder in Filim auf bei Reiherläufer, Großem Knutt, Halsbandliest und Steppenweihe. Zum Abendessen wurde uns heute Kingfisch (Gelbschwanzmakrele laut Internet) mit Masala serviert. Morgen geht es dann weiter nach Nizwa.

Tag 11

Nizwa in Sicht

Der Wecker heute wurde einfach überhört und dann zeitig ausgecheckt. Wir machten uns auf den Weg nach Nizwa mit einem Zwischenstopp in einem Wadi, in dem es Fahlsperling und Gelbkehlsperling geben soll. Wir fanden aber weder den einen noch den anderen. Also weiter Richtung Norden. Die Strecke zog sich über eine schnurgerade Straße nach Norden.

Einzige Highlights waren eine riesige Hühnerfarm, einige Kreisverkehre und eine Vollbremsung wegen eines Kamels. Kurz vor Birkat flog ein (wahrscheinlicher) Adlerbussard an einer Stelle, an der wir nicht halten konnten. Da es noch früh am Tage war, ließen wir erstmal die Salz-Staub-Schlamm-Patina vom Auto waschen und staubten es danach wieder im Wadi ein. Im Oman wir noch mit Schlauch und Lappen gewaschen, echte Handarbeit für 4,70 €! Der Wadi Birkat ist eine bekannte Stelle für Omanfahlkauz, Streifenohreule, Wüstenuhu und Steinkauz. Wir prüften alle Bäume auf die Streifenohreule, fanden aber nichts. In einer Höhle klebten zwei Geckos, vermutlich Ptyodactylus orlovi an der Decke und einige Fledermäuse.

Die Lobby, typisch opulent im Oman.

Wir checkten einen im Golden Tulip Hotel und machten uns gleich wieder auf den Weg zum nur 8 Minuten entfernten Wadi. Der Verkehr über die Schotterpiste ist auch spät abends noch bemerkenswert und an zwei stellen hatten Touristen Quartier mit Dachzelt auf dem Geländewagen bezogen. Unsere Bemühungen brachten erstmal gar nichts. Wir beobachteten eine bemerkenswerte Sternschnuppe am Himmel. Beim Rausfahren hörten wir endlich wenigstens die Streifenohreule. Mit Taschenlampen ausgestattet gingen wir auf die Suche und wurden fündig! Insofern konnten wir die Tour erfolgreich abschließen. Die Mücken hatten auch ihre Erfolgsnacht!

Tag 12

Wieder quälten wir uns zu nachtschlafender Zeit aus dem Bett, um vor Sonnenaufgang im Wadi zu sein und einen erneuten Eulenversuch zu unternehmen. Nichts war zu hören außer Wüstenammern. Die Streifenohreule fanden wir im Baum auch nicht wieder und die Geckos hatten sich offenbar tief in die Höhle verkrochen. Lediglich die Fledermäuse hängten von der Decke herab. Unverrichteter Dinge frühstückten wir erstmal ausgiebig, um uns dann auf den Weg hoch zum Sayq-Plateau zu machen. Wie 2016 passierten wir die Polizeikontrolle. Ein sehr freundlicher Beamte fragte nach den Pässen und woher wir seien. Nachdem wir ihm Duetschland sagten, hieß er uns wie so viele seiner Landsleute willkommen. Mit dem Hinweis auf die steile Straße und die vielen Kurven entließ er uns. Wir fuhren die gut ausgebaute Straße mit Tempolimit 35 km/h hinaus. Auf halber Strecke machten wir einen Stopp bei einigen Bäumen.

Reptilien gab es dort nicht aber Eichenlaubsänger, östliche Klappergrasmücke, Nachtigallengrasmücke und östliche Hausrotschwänze. Wir fuhren weiter an die Stelle, wo 2016 der Sprosserrotschwanz und die Schwarzkehldrosseln waren. Lediglich eine östliche Klappergrasmücke und zwei Akaziendrosslinge waren die einzigen Vögel dort. Wir fanden aber den Semaphoregecko (Pristurus rupestris rupestris) und die Omaneidechse (Omanosaura jayakari). Noch weiter oben stoppten wir an einem weiteren Teich. Dort fanden wir immerhin Taigazilpzalp und meinen ersten Tienschan-Laubsänger. Eine Dhofarkröte aus diesem Jahr hüpfte über den trockenen Sand der von Ziegen ausgetretenen Pfade. Da der Tag weit fortgeschritten war, machten wir uns auf den Rückweg. Ein Eulenstopp im Wadi brachte nochmal den Sichtkontakt zu einer Streifenohreule, viele rufende Exemplare sowie einen Ruf eines Wüstenuhus. Als letzte Gäste gönnten wir und noch ein Abendessen im Hotelrestaurant.

Tag 13

Eichenlaubsänger

Wir schliefen eine Stunde länger und schauen uns kurz im Wadi hinterm Hotel um. Immerhin war dort ein Eichenlaubsänger anwesend und ein (wahrscheinlicher) Trachydactylus hajarensis flüchtete sich überrascht zwischen die Steine. Nach dem Frühstück checkten wir aus und fuhren zum Souk von Nizwa. Die Angelegenheit war allerdings total enttäuschend, weil völlig touristisch ausgelegt. Wir schauten uns nur kurz um und machten uns auf den Weg nach Seeb, wo wir am frühen Nachmittag im Holiday Inn eincheckten und etwas aßen. Gut gestärkt fuhren wir in einen viel versprechenden Wadi, den wir am Beginn der Tour bereits gescoutet hatten. Wir fuhren bis zum Ende durch und wendeten, um im Dunkeln wieder rauszufahren. Ein Trachydactylus hajarensis hüpfte regelrecht über die Piste im Scheinwerferlicht.

Alle paar hundert Meter prüften wir auf den Omanfahlkauz. Was wir hörten waren Steinkäuze. Doch plötzlich vernahmen wir etwas verdächtiges. Die Klangabfolge entsprach der des gesuchten Kauzes. Wir brauchten noch eine Weile, um ihn dingfest zu machen. Am Ende hatten wir einen widerwillig rufenden Omanfahlkauz sicher im Sack! Endlich! Ein Sichtkontakt gelang jedoch nicht. Guter Laune, aber schon ziemlich müde hauten wir uns spät aufs Ohr im Hotel.

Tag 14

Das Zuhause des Omanfahlkauzes (Strix butleri)

Wir versuchten vor dem Frühstück den Strand von Seeb zu erreichen. Doch die Retortenstadt für wohl situierte Bewohner breitet sich immer mehr aus. Überall stießen wir auf Baustellen und Absperrungen. Erst ein ganzes Stück weiter nördlich holten Fischer noch Fang und Boote rein. Lediglich ein Wüstensteinschmätzer fing strandnah seine Beute zusammen und zeigte dabei seine hübschen Flügel. Reptilien fanden wir nicht. Ein Kamel wirkte in dieser Gegend inzwischen ziemlich deplatziert. Nach dem Frühstück packten wir final unseren Koffer und fuhren nochmal nach Ras al Sawadi. Einen Schieferfalken sahen wir nicht und gehen Mittag nahm der Wind immer mehr zu. Barka verschwand zunehmend im Sandsturm und so fuhren wir weiter zu Mülldeponie. Diese wird inzwischen modern betrieben und abgedeckt, so dass wir leider keine Greifvögel sehen konnten. Hinter der Kläranlage fanden sich Enten und Limikolen, die man dort erwarten kann. Nach Sonnenuntergang suchten wir lange nach einer Tankstelle und gaben das Auto am Flughafen ab. Nachts um 2:25 Uhr flogen wir zurück nach Frankfurt, wo wir morgens um 7 Uhr bei dichtem Nebel und 2 Grad landeten.

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