Lesbos Mai 2017
Reisezeit 30.04.-13.05.2017
Tag 1 – Ankunft auf Lesbos in Skala Kallonis
Der Flug nach Athen war pünktlich und so durften wir fünf Stunden der Nacht auf dem Flughafen totschlagen. Obwohl wir dachten, ein ruhiges Plätzchen gefunden zu haben, war an Schlaf nicht zu denken. Ausgerechnet dort musste an dem Abend die Deckenbeleuchtung gewartet werden. Als das beendet war, war es kurz ruhig, aber um 4 Uhr morgens wurde bereits die Musik in den Lautsprechern gestartet. Also gut, auf zum Gate. Mit griechischer Gelassenheit wurde das Bording eröffnet. Mit einer Propellermaschine flogen wir nach Lesbos. Als Mietwagen bekamen wir einen silbernen Jeep Renegade. Bis zum Check-in im Hotel war reichlich Zeit und der frühe Morgen lud zum Auftakt ein. Durch eine naturnahe Kulturlandschaft mit Olivenhainen, Kiefernwälder und entlang bunt blühendem Randstreifen begrüßte uns beim ersten Stop ein Maskenwürgerpaar. Der Türkenkleiber war auch schnell gefunden und später folgten Bienenfresser, Schwarzstorch, Rötelschwalbe und viele andere Arten, die das Herz höher schlagen lassen. Nach dem das sehr einfache Hotel bezogen war, gab es endlich etwas zu Essen an der Bucht. Mit Calamares im Bauch parkten wir das Auto in der Natur und machten erstmal Mittagsschlaf auf dem Weg zum Kloster Ypsilou. Dort erwartete uns eine herausfordernde Vogeldichte: Mittelmeer- und Isabellsteinschmätzer, Grauortolan, Türkenammer, Zaunammer, Östliche Weißbartgrasmücke, Felsenkleiber und viele andere Arten. Auf dem Rückweg saßen zwei Steinkäuze dicht nebeneinander auf einem Zaun am Straßenrand und ließen sich im Scheinwerferlicht beobachten. Am Ende des Tages hatten wir alle Ammern inkl. der Kappenammer gesehen. Es ist fast einfacher zu sagen, was noch fehlt: der Olivenspötter. Bleibt genug Zeit, sich der Fotografie zu widmen!
Tag 2 – Kalloni, Metochi See, Napi Tal und Platania
Der Wecker um 4:30 Uhr wurde gleich wieder ausgemacht. Die Nacht Schlaf vom athener Flughafen fällt schließlich nicht vom Himmel. Noch vor dem Frühstück liefen wir eine halbe Stunde den Pool vor dem Hotel ab. Seidensänger, Stelzenläufer, ein Purpurreiher, Sichler, Blassspötter und Bruchwasserläufer warteten auf uns. Nach einem ausgiebigen Frühstück bei bewölktem Himmel wurde die nähere Umgebung gescoutet, um für morgens ein lukratives Plätzchen zu finden. Grauammern, Seidensänger, überfliegender Fischadler, Maskenschafstelzen und verleitende Seeregenpfeifer erwarteten uns in erreichbarer Nähe für morgens.
Der Metochi See brachte mir mittags meine erste Zwergdommel und wir sahen Schildkröten. Die Zwergohreulen waren unser erster Misserfolg. Im Napi Tal fanden wir dann eine Trauermeise, die ihre bereits flüggen Jungen fütterte. Danach ging es nach Platania, durch enge Ortschaften, deren Straßenführung das Fahren durch Kneipen vorsieht. Nach einer 180 Grad Kurve ging es einen 4WD-Track hoch zu einem Olivenspötter-Hotspot, wo wir selbigen auch vorfanden. Am Wegesrand saß ein beeindruckender Hardun auf einem Felsen und während wir ihn mit dem Fernglas betrachteten, setzte sich ein Felsenkleiber dazu. Den Weg weiter folgend verbrachten wir die Zeit des besten Lichts. Ein Hörnchen zeigte sich dann sehr kooperativ und zutraulich. Ein wunderbarer, völlig ungestörter Platz! Auf dem Rückweg sahen wir dann noch einen Mittelmeer-Steinschmätzer, der seine Brut in einer Steinmauer versorgte und einen Grauortolan mit Raupe, der sicher auch auf dem Weg zu seinen Kindern war. Im letzten Büchsenlicht hinter eine Schafherde erreichten wir den Metochi See, wo wir Kleines Sumpfhuhn und Zwergdommel sehen konnten. Der Abend klang mit Wein und Chips auf dem Balkon bei Froschkonzert aus.
Tag 3 – Faneromeni und Ypsilou
Der Tag begann am Hotspot direkt bei Skala Kallonis. Wer ungestört fotografieren will, sollte die Location meiden. Wer während des besten Lichts sabbeln will, ist hier genau richtig. Nach dem Frühstück machten wir uns auf die Suche nach den Steinsperlingen. Eine Piste, die viel Bodenfreiheit verlangte, ging es hoch bis zu ein paar Felsen. Sperlinge waren hier nicht, aber Reptilien. Die großen Smaragdeidechsen, ein Schelt-Opusik und eine Landschildkröte. Später hatten wir am Kloster Ypsilou noch den Hardun. Krötchen habe ich eine Kamillenblüte geschenkt und mein iPhone gezeigt. Ob sie beeindruckt war, kann ich nicht sagen…sie zeigte das wohl nicht so. Am Kloster hört man das, was es bei uns dank konventionellem Landbau und intensiver Flächennutzung nicht mehr gibt: kein Zivilisationslärm, dafür summende Bienen und zwitschernde Vögel. Der Abend klang dort aus und ein Mittelmeer-Steinschmätzer zeigte sich im letzten Licht noch kooperativ. Der Wind war ansonsten für Kleinvögel zu stark. Deshalb war die Mittagspause im Hafen von Sigri bei Calamares und in Katzengesellschaft gut genutzt. Auf dem Rückweg wünschte uns wieder ein Steinkauz an bekannter Stelle am Straßenrand „Gute Fahrt“.
Tag 4 – morgens mäßig, mittags top, abends ein Flop
Der Morgen begann im Überschwemmungsbereich nahe des Hotels. Die Grauammern waren mäßig kooperativ, die Maskenschafstelzen gar nicht und die Jungvögel des Seeregenpfeifers verbieten sich von selbst. Überfliegende Flamingos, ein fischender Schwarzstorch in weiter Ferne und eine Rohweihe blieben das einzige Highlight. Nach dem Frühstück ging es dann zum prominentesten Türkenkleiberpaar der Insel. Der Auflauf war groß und die Lütten sind es inzwischen auch. Einer wirkte so, als wolle er aus dem Nest raus, wo es mit seinen beiden Geschwistern auch sichtbar eng geworden war. Den Lockrufen zum Trotz blieb er aber in der Höhle. Vielleicht genierte er sich auch nur vor so großem internationalen Publikum.
Danach wurde gescoutet bei einer unglaublichen Fülle an Vögeln. Nach einem Schläfchen im Auto am Strand bei Meeresrauschen war die Fotozeit gekommen. Da das Motiv verscheucht wurde, blieb der Erfolg aber aus. So klingt der Abend bei Retsina (schmeckt wie Medizin) und Chips aus. Die Untermalung bieten Triel, Schleiereule, Zwergohreule und Stelzenläufer, begleitet von Fröschen und Hunden.
Tag 5 – Petra und Meladia-Tal
Heute morgen waren wir in einem weiteren Teil des Überschwemmungsgebiets um Skala Kallonis. Der Erfolg war mäßig, so dass wir in einen Olivenhain wechselten. Aber auch hier war nichts los. Also haben wir uns frisch gestärkt auf den Weg nach Petra gemacht, um der Maskengrasmücke einen Besuch abzustatten. Diese wurde auch erfolgreich abgehakt und dann fuhren wir ins Meladia Valley. Die Piste war rough und hier freuten wir uns mal wieder über den Luxus eines Geländewagens. Ein uns entgegen kommendes, verzweifeltes junges Pärchen fragte uns auf unserer Abfahrt, wie der Weg nach oben hin wird, bis dahin sei es terrible gewesen. Wir wussten bis dahin ja nicht, woher sie kamen. In der Nachschau können wir sagen, dass sie das Schlimmste noch vor sich hatten. Auf dem Rückweg haben wir sie aber nicht mehr gesehen, so dass wir vermuten, dass sie auch das geschafft haben. Das Tal war sehr gut! Schwarzstirnwürger, viele Grauortolane, ein Zwergadler, Schlangenadler, Eleonorenfalken, unsere ersten Adlerbussarde usw. fanden wir dort vor. Den Rückweg machten wir über die Südroute, die deutlich angenehmer war als die Strecke über Antissa. Ein Igel auf der Straße kam mit dem Leben davon und bereichert nun unsere Säugetierliste. Der Abend klingt aus bei Froschkonzert und viel zu süßem Rotwein – die kyrillische Schrift treibt mich noch in den Wahnsinn….
Tag 6 – Saltpans, Faneromeni und Meladia-Tal
Heute klingelte der Wecker um 5 Uhr. Der Plan war, wenigstens der erste am hiesigen Hotspot zu sein, wenn man sich schon widerwillig entscheidet, sich in die Schlangen von Fotografen und Vogelguckern einzureihen. Das Licht war super, die Rallenreiher träge, aber immerhin kamen Seeschwalben vorbei und ich konnte meine erste Rotflügel-Brachschwalbe bewundern. Nach dem Frühstück entschieden wir uns, den Heckensänger in Faneromeni zu suchen. Dafür suchten wir eine Piste heraus, die den Weg etwas verkürzte.
Extrem steil ging es in einem Ort auf den Track. Auf dem obersten Punkt endete die Straße teilweise im Himmel. Auf der Abfahrt ging es durch einen Kiefernwald mit Bachlauf und Balkanlaubsänger Richtung Sigri. Kurz davor entdeckten wir vier Rötelfalken bei der Jagd. Der Heckensänger war nicht aufzutreiben, so dass wir uns meinem eigentliche Tagesziel, dem bereits bekannten Restaurant zuwenden konnten.
Nach Calamares und Kaffee suchten wir wieder das Meladia-Tal zunächst für ein Nickerchen auf. Diesmal nahmen wir die Zufahrt über die andere Seite. Die terrible-Aussage des jungen Mannes vom Vortag mit dem Kleinwagen sehen wir nun in einem anderen Licht. Wiedermal waren wir sehr glücklich, einen Geländewagen zu haben. Im Meladia-Tal posierte später auch endlich der Grauortolan vor meiner Kamera. Den Sigri-Eressos-Track nahmen wir noch bei letztem Sonnenlicht und nach Sonnenuntergang bot sich uns eine grandiose Kulisse.
Der Abend klang aus bei Brot, gefüllten Weinblättern und Rotwein. Die Fotos sind übrigens alle „nur“ vom iPhone und unbearbeitet. Das ist schnell und man muss abends nicht bis in die Puppen am Blog arbeiten.
Tag 7 – Start an den Salt Pans, Scouting alternativer Türkenammerspot, Ipsilou
Der Tag begann da, wo wir auch am Vortag waren. Die Wasserfläche schrumpft sichtlich zusammen, so dass offenbar auch die Vögel andere Flächen aufsuchen. Also versuchten wir einen alternativen Spot für die Türkenammer bei Kalloni zu finden. Das erste Mal wurde der Jeep auf die Probe gestellt. Eine abenteuerliche Piste, die mit einem PKW definitiv nicht mehr machbar wäre. Wir sahen u. a. Felsenkleiber, eine Blaumerle und einen Schlangenadler.
Weiter ging es zum versteinerten Wald auf der vergeblichen Suche nach einem Chukar. Also versuchten wir es nach einem Nickerchen nochmal mit den Türkenammern in Ipsilou. Die Ammern waren da, aber allesamt überaus unkooperativ. Alle anderen Vögel taten es ihnen gleich. Aber eine fütternde Blaumerle flog immer zu ihrem Nistplatz. Ein kleiner Steinsperling forderte auf einem Stein sein Abendessen von Mutti ein. Relativ früh brachen wir die fotografisch wenig aussichtsreiche Session ab, um das erste Mal abends in Skala Kallonis zu essen. Nach Vorspeise in Größe eines Hauptgerichtes und gegrilltem Octopus nebst Flasche Wein und Ouzo ging der Tag dem Ende zu. Volker, auch wir platzten fast auf dem Rückweg vom Caprice zum Hotel 😉 Danke für den Restaurant-Tipp, es war sehr gut!
Tag 8 – Metochi See, Salinen, Potamia Tal und Napi Tal
Der Tag startete am Metochi See, wo wir zwar die ersten waren, aber natürlich schnell Gesellschaft bekamen. Bis auf Kleine Sumpfhühner war das eigentlich auch recht ereignislos, so dass wir zeitig beim Frühstück waren. Der Raum war relativ voll und wir glauben nun, dass viele Vogelgucker tatsächlich erst frühstücken, bevor sie die ersten Vögel betrachten gehen. Danach ließ ich mir noch meine ersten Kurzzehenlerchen zeigen und konnte endlich mal Rotkehlpieper am Boden und nicht überfliegend betrachten. Danach schauten wir uns mal das Potamia Tal an. Der Weg war wieder ordentlich uneben, so dass das geliehene Besteck im Handschuhfach laut klapperte. In einem Bergdorf versperrte uns ein Pickup den eigentlichen Weg, so dass wir Alternativen suchend durch immer enger werdende Gassen kurvten. Vor einer Taverne stand dann wieder ein Wagen auf der Straße und die älteren Herren winkten zur Gasse rechter Hand. Alles klar, das scheint die Umleitung zu sein. Die Gasse wurde immer enger und die Kurven wirkten auch mit eingeklappten Spiegeln nicht mehr manövrierbar. Also entschlossen wir uns dort mit Hanglage und kein Platz drumherum, das Auto um die eigene Achse zu drehen, bevor wir endgültig feststecken. Wieder an der Taverne angekommen, hatten wir offenbar die Reifeprüfung bestanden und bereitwillig wurde die Straße geräumt und ein Englisch sprechender Kollege herbeigewinkt, der uns den Weg Richtung Antissa bedeutete. Erleichtert fanden wir dann wieder den Weg aus dem kleinen Dorf auf die holprige Piste. Am Gipfel angekommen haben wir uns dann erstmal mit den eingesteckten Leckereien vom Frühstücksbüffet und aus dem Supermarkt gestärkt. Ornithologisch war dort wenig los, so dass wir uns entschlossen, wieder den Weg durch die Kneipe zum Napi-Tal zu nehmen. Dort waren wir vollkommen ungestört. und so widmete ich mich der Weißbartgrasmücke. Das Ganze wurde untermalt vom Gesang mindestens zweier Olivenspötter und den Zaunammern. Beim Einpacken fanden wir dann noch einen vollkommen frei sitzenden Pirol, der sich im Spektiv lange singend von allen Seiten grandios präsentierte. Das war ornithologisch das Highlight! Am Hotel begrüßten uns noch zwei überfliegende Nachtreiher. Der Abend klingt aus bei Rotwein und gefüllten Weinblättern beim Konzert der Laubfrösche nahne unserer Bleibe.
Tag 9 – Salinen, Türkenammerspots, Kloster Ipsilou
Morgens hatte ich einen wichtigen Termin mit einer Kurzzehenlerche auf einer Schafweide, die diesen bedauerlicherweise verpennt hat. Auch der Rückweg Richtung Frühstücksbüffet war wenig ergiebig. Naturfotografie ist schon ein Resilienz forderndes Hobby!
Nach dem Frühstück fuhren wir alle Türkenammerspots ab, um sie auf Fototauglichkeit zu prüfen. Der Weg führte uns auch wieder über den Eressos->Sigri-Track ins Meladia Valley vorbei an einem fahrenden Blumenladen. Im Tal sah ich meine erste Wanderheuschrecke und einen leider toten Schelt-Opusik. Der beste Spot für Türkenammern bleibt Kloster Ipsilou, aber hier hat es auch nicht geklappt. Die Vögel sind zunehmend im Brutgeschäft und haben keine Zeit für Eitelkeiten vor der Kamera dahergelaufender Fotografen. Damit ist diese Ammer abgeschrieben, weil mir ansonsten die Zeit davon rennt. Nun muss ich mir nur noch etwas einfallen lassen, wie ich die Kappenammer vor die Linse bekomme.
Tag 10 – Salinen, Makara, Tzinaki-Fluss
Der Tag startete wieder mit dem Versuch, die Kurzzehenlerche vor die Linse zu bekommen, aber die zierte sich weiterhin. Also fix zurück zu den Bienenfressern, solange das Licht noch taugt. Das gelang dann so leidlich, bis ein uns schon „bekannter“ Knipser auftauchte. Die Orni-Knipser-Dichte ist enorm, aber das ist total nervig. Also haben wir nach dem Frühstück erstmal die Englischkenntnisse aller im Supermarkt anwesender Griechen mit Kyrillischkompetenz herausgefordert, um Tsipouro mit Anis zu finden. Das klappte dann auch und nach einem weiteren Zwischenstopp in der Bäckerei machten wir uns auf nach Makara. Wir unterhielten uns gerade noch darüber, dass das Gebiet auch gut für einen Heckensänger geeignet sei, da springt er aus der Hecke auf einen Stein, fächert kurz seine Schwanzfedern in der typischen Weise auf und verschwindet wieder im Gebüsch. Die eilig aus dem Kofferraum gerissene Kamera kam nicht zum Einsatz. Er flog immer wieder über die Piste, verschwand aber jedesmal unsichtbar in Gewirr von Blättern und Ästen. Wir gaben auf und machten uns auf den Weg über einen rough track durch eine beeindruckende Bergkulisse Richtung Agra. Unterwegs sahen wir viele Greifvögel: Adlerbussard, Eleonorenfalken, Rötelfalken, Schlangenadler und Mäusebussard. Weil es zum Fotografieren noch zu früh war, fanden wir uns in einem Café in Skala Kallonis ein uns genossen die Sonne. Der starke Wind hatte das Meerwasser in die küstennahen Feuchtgebiete und Flüsse gedrückt und so war der Tzinakis Fluss das abendliche Fotoziel. Ein Ansitz auf Zwergdommel blieb erfolglos, weil sich keine der vier anwesenden Exemplare wenigstens etwas attraktiv präsentieren wollte. Aber ein Bruchwasserläufer war so freundlich. Im Hotel wieder angekommen, hatte ich noch ein Learning: wenn du mit Fotorucksack in der Deckung sitzt, dann mache ihn zu! Im Zimmer krabbelte eine monströse Spinne aus ihm raus, als ich die Akkus zum Laden herausnehmen wollte 🕷 Wir müssen nun noch den Tsipouro auf Mitbringseltauglichkeit testen.
Tag 11 – Salinen, Chrousos, Skala Eressos und Tsinaki Fluss
Der Tag begann mit dem Mega-Happening bei den Salinen. Die Bienenfresser präsentierten sich im besten Morgenlicht. Am Strand war zusätzlich ein weiterer Heckensänger. Nachts hatte es geregnet und die Zwergohreule rief mehrmals nahe des Zimmers. Nach der Suche in den Binsen sahen wir etwas eingesaut aus. Aber auch der Hotelkater sah aus, als habe er zur Abwechslung mal einen Heckensänger frühstücken wollen. Die weitere Tour führte uns dann über eine wenig ertragreiche Route an Chroussos vorbei nach Skala Eresou, wo wir in einem der netten Strandlokale gegrillten Calamares und griechischen Salat aßen. Das Essen war einfach und enorm gut! Der Abend wurde dann wieder den Zwergdommeln gewidmet. Die Kerle saßen verschüchtert im Schilf, aber ein Weibchen posierte so nah vor meiner Kamera, dass es mit der Bildgestaltung zunehmend knapp wurde. Ein schneller Krauskopfpelikantwitch bei bereits untergegangener Sonne hat dann nicht mehr geklappt, aber nach dem erfolgreichen Tag, war das zu verschmerzen. Wir endeten im Dyonysos bei Meze, Hauswein und der nachholten Tsipouro-Probe auf dem Balkon (schmeckt wie Ouzo mit Wasser verdünnt…).
Tag 12 – Salinen, Nordküstenroute, Salinen
Der Tag begann beim Heckensänger, wir räumten aber eilig das Feld, als eine Orni-Gruppe kam. Die Vögel hatten sich rumgesprochen und beim Gehen kam uns schon eine weitere Gruppe entgegen. Bei den Bienenfressern standen schon Autos, aus deren Seitenfenstern große Objektive ragten. Also versuchten wir die Krauskopfpelikane wiederzufinden, was auch gelang. Dabei tauchte dann die Kurzzehenlerche auf und präsentierte sich auf einem Zaun. Nach dem Frühstück entschieden wir uns den Track entlang der Nordküste zu fahren. Auf dem Weg wurde noch eine unspektakuläre immature Korallenmöwe abgeholt, ansonsten blieb das ganze ornithologisch ergebnislos. Die Strecke ist landschaftlich allerdings sehr schön. Man hat einen guten Blick auf die Küste der Türkei. Am Strand fanden wir dann auch noch die Reste der verzweifelten Flucht über die Meerenge. Abgewrackte Boote, Reste von Gummibooten, Schwimmwesten und zurückgelassene Tüten mit Decken und dem letzten Hab und Gut der Flüchtlinge. Etwas betreten erreichten wir den malerischen Küstenort Skala Sikaminias, wo wir am wunderschönen Hafen aßen. Auf dem Rückweg saß noch ein Steinkauz an der Straße. Den Abend verbrachten wir dann wieder in den Salinen. Beim Heckensänger war Ruhe eingekehrt und plötzlich entdeckten wir Nestbauaktivität und das kurz nachdem er eingetroffen war. Er ließ sich nicht stören, als aber wieder Leute auftauchten, verließ ich schleunigst die Deckung, um keine Aufmerksamkeit auf den Nestbau zu lenken. Damit ist das Areal für uns erledigt und wir hoffen, dass niemand den Nestbau entdeckt. Der Abend klang aus in Skala Kallonis in einem Strandlokal. Wir bestellten nur Vorspeisen und waren dennoch am Ende wieder genudelt.
Tag 13 – Napi, Ipsilou, Salinen
Vor dem Frühstück versuchten wir unser Glück nochmal bei der Trauermeise im Napi-Tal. Die Meisen waren zwar da, aber viel zu sehr mit dem Familienleben beschäftigt. Ein Schwarzstirnwürger jagte an einem Feld und ansonsten war es ein schöner Morgenspaziergang. Nach dem Frühstück machten wir noch Stopp bei einer bekannten Stelle für Balkanlaubsänger, die wir dort auch vorfanden. Einen Verdacht auf einen Häherkuckuck konnten wir leider nicht erhärten. Also ging es vorbei an den Steinsperlingen nach Ipsilou. Unterwegs verhalfen wir noch einer großen Landschildkröte über die Straße. Ich hoffe, die Seite war in Krötchens Sinn, denn sie wirkte auf mich etwas unentschlossen und auf die Frage, in welche Richtung sie denn möchte, bekam ich keine Antwort. Wenig später noch ein Vollbremsung für eine Smaragdeidechse. In Ipsilou stand der Wind so hart drauf, dass wir jegliches Vorhaben aufgaben und zurück nach Kalloni fuhren. In den Salinen hatten wir dann noch einen fischenden Purpurreiher und eine Haubenlerche präsentierte sich recht ansehnlich. Der Abend klang aus mit Resteessen auf dem Balkon und Kofferpacken.
Tag 14 – Salinen, Mythilene
Den Morgen verbrachten wir nochmal in den Salinen, wo die Kurzzehenlerche auf dem Boden posierte. Auch eine weibliche Maskenschafstelze war noch so freundlich, meine Speicherkarte zu bereichern. Die Bienenfresser saßen wieder auf ihrem Ast und wurden auch nochmal mitgenommen. Zu guter Letzt musste ich aufgrund der Nähe zum Vogel noch eine Haubenlerche portraitieren. Nach dem Frühstück tingelten wir langsam Richtung Flughafen. Die Türkenkleiber fütterten noch ihre flüggen Jungen, räumten aber auch schon eine weitere Bruthöhle auf. In Agios Fokas konnten wir Mittelmeersturmtaucher auf Fernglasdistanz beobachten. 12 Nachtreiher kreisten etwas orientierungslos über der Bucht. Die letzten Calamares gab es zum Mittagessen in einem Restaurant. Etwas spät entdeckten wir die viel zu kleinen Käfige. In einem davon fristete ein Stieglitz sein trauriges Dasein. Vorbei am Olymp gaben wir den Jeep problemlos ab und checkten ein nach Athen und von dort aus zurück nach Frankfurt.
Galerie gesamt Lesbos
Reisedaten
Flug: Frankfurt – Athen – Mytilini jeweils mit Lufthansa/Aegean
Hotel: Phasiphae Skala Kallonis – sehr einfach, aber sauber. Das Frühstück war wenig abwechslungsreich und englisch. Ansonsten macht die nette familiäre Atmosphäre einiges wett. Der Garten ist hübsch und in irgendeinem Baum muss auch eine Zwergohreule gesessen haben, deren rufe nachts zu hören waren.
Location: Skala Kallonis – netter Touristenort in unmittelbarer Nähe von den Salinen, den benachbarten Wetlands, Metochi See, Napi Tal, Christou Fluss und Tsinakis Fluss. Das wirklich sehr gute Meladia Tal, das Kloster Ipsilou, der versteinerte Wald und Faneromeni sind jedoch in mindestens 45 Fahrminuten Entfernung und morgens zum besten Licht nicht optimal erreichbar. Es empfiehlt sich deshalb, den Aufenthalt zu teilen und auch in Sigri Quartier zu beziehen.
Auto: Jeep Renegade von Deutschland aus über Europcar gebucht. Über- und Rückgabe problemlos.
Land & Leute: extrem gastreundlich, von der Flüchtlingskrise (fast) nichts zu bemerken. Sehr einfachen, aber enorm gutes Essen zu günstigen Preisen.