Oman November/Dezember 2016

Oman November/Dezember 2016

Reisezeit: 19.11.-03.12.2016

Tag 1 – Anreise: Muscat – Barr al Hickman

Der Flug über Nacht war ziemlich ermüdend und das Warten auf den Anschluss in Abu Dhabi ebenfalls. Vor dem Abendessen bekamen wir warme Tücher zum Händewaschen und das Essen war im Gegensatz zu dem, was man bei der Lufthansa inzwischen bekommt wirklich gut. Es gab beruhigenderweise die Durchsage, dass das Mitführen des Samsung 7 „strictly prohibited“ ist 🙂 In Muscat angekommen wurde unser Gepäck erstmal genau in Augenschein genommen. Ob das, was aus dem Koffer gefischt wurde, wirklich das war, was der Herr beim Durchleuchten gesehen hatte, wage ich zu bezweifeln. Es ist sicherlich aber auch leichter zu erklären, wofür man ein Einbeinstativ braucht, als den Sinn einer 10.000 Lumen Photonenbombe in einem Omanurlaub glaubhaft rüberzubringen. Als Mietwagen nahmen wir einen weißen Nissan X-TRAIL in Empfang. Hier sind die meisten Autos weiß. Bei der Wärme will niemand schwarze Fahrzeuge geschenkt haben. Der Weg aus Muscat raus Richtung Barr al Hickman war schnell gefunden und so ging es zu unserem ersten Reiseziel. Unterwegs sahen wir kaum Vögel und es war schwer vorstellbar, dass man hier genau für diese herkommt. Immerhin weckte uns ein Schlangenadler und eine Steppenweihe kurz vor Ankunft. Mit großer Skepsis gingen wir zu unserem Zimmer im Al Jazeera Guesthouse. Die Bleibe wurde durch mehrere Birder empfohlen. Ein dünner Hauch von etwas abscheulichem zog uns in die Nase, der bei Betreten des Raums noch schlimmer wurde. Das Zimmer war groß, mit 4 Betten ausgestattet und akzeptabel für 25 OMR pro Nase und Nacht. Frühstück gibt es dort nicht, dafür den Weckruf des Muezzin um 5:08 Uhr zur besten Birdingzeit frei Haus. Der erbärmliche Gestank, eine Mischung aus Verwesung und etwas chlorartigem, stammte von kleinen weißen Herzchen, die in jedem Abfluss lagen. Das Bettzeug war gewöhnungsbedürftig und es roch nicht nach Waschmittel…aber auch nicht gebraucht.

Ein Quickbirding bei Sonnenuntergang bei einer nahen Kläranlage in Hijj brachte uns ein paar Limikolen, Flamingos, Enten und als besondere Art einen Steppenkiebitz. Das Abendessen diente dem Stillen des ärgsten Hungers für 3 OMR (ca. x 2,45 €) zusammen mit Getränken und war laut Ankündigung Hähnchencurry mit Reis. Essbar und für den Preis okay. Wir trafen dann noch eine 12-köpfige Gruppe niederländischer Birder vor dem Guesthouse, die sich über den Steppenkiebitztipp freuten. Wir nahmen gerne die Location für eine Spießbekassine entgegen.

Tag 2 – Barr al Hickman

5:08 Uhr, der Muezzin klingt, als stünde er mit dem Megaphon vor dem Schlafzimmerfenster. Nach dem anstrengenden Reisetag hätte es auch gerne noch ein Stündchen länger im Bett sein dürfen. Erstmal draußen stellen wir schnell fest, dass man später auch nicht aufstehen darf, da ansonsten das beste Licht noch mit der Anfahrt verschwendet wird. Überall lassen sich Vögel entdecken. In Filim sind zahlreiche Limikolen zu finden und natürlich auch die Reiherläufer, letztere allerdings in fotounfreundlicher Distanz. Das Hochwasser ist leider zur Mittagszeit und so muss man sich als Fotograf mit dem zufrieden geben, was in der Nähe ist. Bekassinen sind auch anwesend und eine scheint zumindest verdächtig in Sachen Spießbekassine. Wir fahren alle Locations in der Umgebung ab und finden im Hafen Fischadler, Küsten- und Silberreiher, Seeschwalben und Möwen, darunter natürlich auch die Hemprichmöwe. In der spärlichen Vegetation am Straßenrand sind Stentorohrsänger, Wüstensteinschmätzer und Wüstengrasmücken zu finden und auf der Strecke sitzen Baum- und Amurfalke auf der Stromleitung. In einer Art Gatter mit dichten Bäumen in Hijj soll es Orientturteltauben geben, die auch direkt abfliegt, als wir dort ankommen. Die Bäume haben aber noch andere Überraschungen parat. Neben Tamariskengrasmücke und Schwarzkehldrossel ist überraschenderweise auch noch ein Asiatischer Koel anwesend. Auch unsere erste Hinduracke bekommen wir zu Gesicht.

Tag 3 – Barr al Hickman → Sohar

Nach morgentlichem Birden und Fotografieren in Filim ging es um 8 Uhr auf die ca. 550 km Fahrt an Muscat vorbei in das nörlich davon gelegene Sohar. Der Tag beginnt hier gewollt oder ungewollt mit Ruf des Muezzin um 5:08 Uhr. Dann ist es auch auch Zeit, aufzustehen, da spätestens um 6 Uhr die Sonne aufgeht und um 8 Uhr das Licht zu hart wird. Das Guesthouse ließen wir zurück und freuten uns auf das Hotel am Meer. Um es nochmal deutlich zu sagen: Es gibt laut zahlreicher Empfehlungen dort nichts besseres als das Al Jazeera Guesthouse und wir hatten das Gefühl, dass wir das beste Zimmer bekommen hatten, nachdem bei Abreise ein paar Türen offen standen. Es war sauber und wir hatten, was wir brauchten. Mehr Nächte müssen es dann aber auch nicht sein.

In Filim konnte ich mir dann auch noch die vermeintlich Spießbekassine vorknöpfen, die sich auf der formatfüllenden Aufnahme als eindeutig normale Bekassine outete.

Die ersten 250 km der Strecke Richtung Norden liefen prima auf der bestens ausgebauten Strecken. Zeitweilig fuhren Kamele oder Ziegen im Pickup vor uns oder säumten das Gelände neben der Straße. Vor Muscat kam der erste Stau und ab dort war gefühlt nur noch Stau mit männlich geprägtem Fahrverhalten. Das war als Beifarer schon extrem anstrengend.

Das Starßennetz ist gut ausgebaut, teilweise wirkt es so, als ob man noch auf mehr Verkehr wartet. Rund um die größeren Städte wird meistens aber schon um ein paar Spuren erweitert.

Das Straßennetz ist gut ausgebaut, teilweise wirkt es so, als ob man noch auf mehr Verkehr wartet. Rund um die größeren Städte wird meistens aber schon um ein paar Spuren erweitert.

Nach 8 Stunden kamen wir hungrig und abgekämpft im Radisson Blue Hotel am Strand an. Die Zufahrt ist noch eine Baustelle, aber das Hotel im Vergleich zur Bleibe in der Wüste ein echtes Kontrastprogramm. Aus deutschem Understatement parkten wir natürlich auf dem Parkplatz und zogen unsere Koffer hoch zum Eingang. Mit arabischer Freundlichkeit wurde mir gleich der Koffer abgenommen und als wir am Empfang standen, wurden uns wohl duftende nasse Handtücher gereicht. Nachdem ich mich in Filim sehr bodennah für eine Bekassine aufgehalten hatte, waren meine Hände nicht mehr richtig gewaschen worden. Als ich das strahlend weiße Handtuch in die Hand nahm, sah ich schon den ersten Dreckfleck von meinen Fingern. Immerhin hatte ich mich für diesen Tempel auf der Fahrt noch umgezogen. Ein kurzer Besuch an der direkt benachbarten Wadimündung am Meer brachte noch eine Menge Arten an Seeschwalben (Rüppel-, Brand-, Raub-, Weißbart-, Eil-, Orient-, Lach-), eine Schmarotzerraubmöwe, Lachmöwen, Hemprichmöwen, Dünnschnabelmöwen, Flamingos, Seiden- und Küstenreiher, Löffler, Pfuhlschnepfe, Wüstenregenpfeifer, Flussregenpfeifer, Seeregenpfeifer, Mongolenregenpfeifer. Danach haben wir den Luxus erstmal genossen. Ein arabisch inspiriertes Buffet und ein ausgezeichneter Sauvignon blanc machten die Anstrengungen vergessen.

Tag 4 – Sohar Sun Farms, Kläranlage, Majis, Liwa, Shinas

Der Tag führte uns zunächst in die aus Wassermangel in der Region aufgegebenen Sohar Sun Farms, in denen es in der Vergangenheit viele hochwertige Beobachtungen gab. Verglichen mit den Gebieten rund um Sohar ist die Vogeldichte dort wirklich noch hoch, aber vom Agrarbetrieb ist auf der Fläche leider nichts mehr zu erkennen. Immerhin sahen wir dort Indische Silberschnäbel, die hübschen Smaragdspinte, Weißstirnlerchen, die allgegenwärtigen Haubenlerchen, Isabellsteinschmätzer, zahlreiche Brachpieper, Purpurnektarvögel, Frankoline und vieles mehr.

Der nächste Spot war eine Kläranlage, leider im schlechten Licht und bei flimmernder Luft. Hier sahen wir überraschenderweise zwei Kaptäubchen und sehr viele Adler: Schelladler (2 Farbvarianten), Kaiseradler und ein Steppenadler.

Auf der Suche nach dem Halsbandliest und einem Mangrovenspötter nahmen wir uns erst Liwa und dann Shinas vor. Bis auf eine überfliegende Fischmöwe, ein Paddyreiher und ein Mangrovenreiher sahen wir dort nichts. Oh doch! Eisvögel, aber nur die einheimischen.

Tag 5 – Grenze VAE, Liwa, Majis, Sohar

Heute führte uns der Weg nach erfolgloser Jagd vor dem Hotel an die Grenze der Vereinigten Arabischen Emirate. Dort suchten wir Elstersteinschmätzer und Eichenlaubsänger. Letzterer eher unscheinbarer Geselle kreuzte unsere Wege, der auffällig Elstersteinschmätzer leider nicht. Dabei haben wir die Gegend sehr ausgiebig abgesucht und dabei eine beeindruckende Staubfahne in dem trockenen Gebiet hinter uns hergezogen. Viele Kaukasussteinschmätzer sowie ein paar Orpheusgrasmücken waren anwesend und überraschenderweise fanden wir in dem Akazienhain auch ein Rennvogelpärchen neben einem Wiedehopf. Nach langer Suche gaben wir auf und machten nochmal einen kurzen Stopp in Liwa, um den Halsbandliest nach gestriger vergeblicher Suche doch noch zu finden. Wir wurden erneut enttäuscht und fuhren nach Majis. Ein interessantes Gebiet aber auch hier waren keine Highlights zu vermelden. In Sohar vor dem Hotel waren einige Seeschwalben, Reiher und Limikolen anwesend, aber alles außerhalb Schussweite und die Sonne verschwand dann auch schon hinter ein paar Wolken. Beim Abendessen fing es dann an zu regnen, was zum Beobachten nichts schlechtes heißen muss. Der Morgen begann übrigens auf dem Hotelbalkon mit einer Blaumerle in der Bepfanzung am Pool. Das Seafood-Buffet half uns etwas über die Dips heute weg und einen Wein schmuggelten wir an den vielen Angestellten in der Anlage vorbei aufs Zimmer.

Wir blicken optimistisch auf den morgigen Tag.

Tag 6 – Shinas + Liwa auf der Suche nach dem Liest

Irgenwo hier soll er sein, der Halsbandliest. Zwischen dem ganzen rumliegenden Dreck ist die Suche noch schwerer.

Irgenwo hier soll er sein, der Halsbandliest. Zwischen dem ganzen rumliegenden Dreck ist die Suche noch schwerer.

Der Wecker klingelte wieder zur Muezzinzeit und wir machten uns nochmal auf den Weg nach Shinas, weil wir nämlich vor allem wegen des Liest nach Sohar gefahren waren. In der Nacht hatte es offenbar ordentlich geregnet, da auf der Starße überall Wasser stand. Die Luft war sehr schwül und mittags zeigte das Thermometer schon wieder 32 Grad. Wir haben die Mangroven komplett umgekrempelt und nichts gefunden. Nun ist Schluss, der Bursche kann bleiben, wo er ist!

So sieht man aus, wenn man Mangroven nach dem Halsbandliest durchsucht.

So sieht man aus, wenn man Mangroven nach dem Halsbandliest durchsucht. Vor Betreten des Hotel wird sich im Auto schnell umgezogen.

Dafür haben wir heute einen Hypermercado aufgesucht. Sowas ist immer interessant. Am praktischsten fand ich die große Vorratspackung (schätzungsweise 1 kg) fertig geschälten Knoblauchs. Der sah auch wirklich frisch aus, und wahrscheinlich wird der in den arabischen Küchen auch nicht alt. Dort fand ich auch das wieder, was mir im Guesthouse schon so unangenehm in die Nase zog: Naphthalene Balls (Naphthalinkugeln). Im Guesthouse waren es Herzen, das machte den Duft aber nicht lieblicher. Ich roch das Zeug schon beim Betreten des Supermarktes, dabei stand es weit hinten im Regal. Wenn man bei Wikipedia nachliest, ist es gesundheitsschädlich. Hier liegt es immer im Abflusssieb von Waschbecken sowie Duschen und sollte in Deutschland alleine wegen des Geruchs verboten sein! Etwas landestypisches konnte ich dort leider nicht entdecken. Mit Kaffeegebäck ausgestattet ging es zur Siesta (ausnahmsweise) auf den Hotelbalkon mit Blick aufs Meer. Im Wadi neben der Hotelzufahrt tummelten sich Stelzenläufer, Sichler, Rotlappenkiebitz, Mangrovenreiher, Küstenreiher, diverse Limis und Seeschwalben. Jetzt fehlte nur noch der Tropikvogel, der am Balkon vorbeifliegt 🙂

Die Abendsonne gehörte der hotelnahen Wadimündung. Leider befindet sich auf der einen Seite die Flaniermeile von Sohar und am Strand zeigt Mann mal was er mittels Motorisierung jedweder Art für einen Krach machen kann. An den Strand fährt man mit seinem Lexus. Dort wird ordentlich geschlingert oder Sand mit den Hinterreifen aufgeworfen. Das Spektakel ist ohrenbetäubend und ziemlich nervig. Ich dachte, Männer hätten das Brumbrumalter bereits mit 5 zusammen mit ihren Matchboxautos hinter sich gelassen. Während des Abendessens hatte sich dann auch ein Fahrer mit der Vorderachse so tief in den Sand gegraben, dass wir die Rettung vom Balkon aus mit dem Fernglas sehr unterhaltsam beobachten konnten. Wer sein Auto liebt, der gräbt. Immerhin flog zuvor eine Raubseeschwalbe immer wieder auf und ab, so dass sie sich gut in der Abensonne fotografieren ließ.

Morgen verlassen wir dieses schöne Hotel und schlagen unser Lager in Muscat auf.

Tag 7 Sohar → Muscat

Mit Wehmut verlassen wir unser schönes Hotel am Meer Richtung Muscat. Auf dem Weg lagen mehrere Agrarflächen, die wir inspizierten und eine Müllhalde, die allerdings wenig ergiebig war. Lediglich einige Schmutzgeier saßen in den Hochspannungsmasten in der Umgebung. Eine große Farm ließ uns nicht rein. Vermutlich waren sie durch einen Birderbesuch völlig überrumpelt und hätten

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Eine liebevolle Begrüßung am Anreisetag überraschte uns nach dem Abendessen im Hotelzimmer.

gerne eine Vorankündigung gehabt. Das, was man von außen sehen konnte, war allerdings sehr aufgeräumt und auch die ISO-Zertifizierung ließ eher auf wenig Lebensraum für Vögel schließen. Da wir sehr früh in Muscat waren, inspizierten wir noch die Al Ansab Lagune. Es handelt sich hierbei um eine angelegte Fläche des hiesigen Klärwerks. Vorbei an einer unendlich langen Schlange von gelben Tanklastern enterten wir das Gebiet. Im Oman gibt es wohl vorwiegend Sickergruben, die ausgepumpt werden müssen. Wenn man sich ansieht, wie wenige LKW dort wieder rausfahren, lassen sich stundenlange Wartezeiten für die ausrechnen, die in das Klärwerk rein wollen.

 

Das Gebiet überraschte auch zur Mittagszeit mit einer so großen Vogeldichte, wie wir sie bisher im Oman noch nicht hatten. Vorwiegend Limikolen, Schelladler, Nektarvögel und Reiher halten sich dort auf. Aber auch Zitronenstelzen tummeln sich dort in einer ansehnlichen Anzahl.

Gegen 18 Uhr checkten wir im Hormuz Grand Hotel in unmittelbarer Nähe des Birdersports ein. Ein großer ruhiger Mamorpalast inmitten des nahe des Flughafens gelegenen Autobahn- und Baustellenwirrwarrs. Überhaupt scheint das ganze Sultanat eine einzige Baustelle zu sein.

Dass das Anreisedatum mit dem im Pass übereinstimmte, war dem Personal offenbar nicht entgangen. Nach dem Abendessen gab es dann eine Überraschung im Hotelzimmer. 

Tag 8 Al Ansab Lagune, Al Multaqa, Yiti, Al Qurm Park

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Der Tag bekann in den Al Ansab Lagunen, zu denen man eigentlich eine offizielle Genhmigung braucht. Mit permanent schlechtem Gewissen fotografiert man nicht frei und am Ende wurden wir auch „entdeckt“. Sehr freundlich sind wir nun offiziell im Gebiet. Da wir nun Halbpension haben, wurde danach erstmal ausgiebig gefrühstückt und dann ging es in die Wüste zur Mülldeponie, wo es zahlreiche Greifvögel, vorwiegend Schmutzgeier und Schelladler gab. Auf dem Weg dort hin hatten wir dann den ersten Schwarzkopfsteinschmätzer. In dieser lebensfeindlichen Umgebung tummelten sich auch noch Steinschwalben und Steinlerchen. Um an die Küste nach Yiti zu gelangen, wählten wir eine Piste durch die Berge. Dort hatten wir dann auch unsere erste Wüstenammer. In Yiti selbst waren einige Schmutzgeier und Möwen, u. a. Fischmöwen. Nach einem Mittagsschläfchen ging es dann nach Muscat rein zum eher enttäuschenden Al Qurm Park. Im Feierabendverkehr fuhren wir wieder ziemlich erschöpft ins Hotel zurück.

Tag 9 – Al Ansab und der erste Eulenversuch

Die richtige Stelle für den Omankauz ist bei Tageslicht schon mal ausgekundschaftet. Bei Neumond ist es nachts dann ja auch zappenduster.

Die richtige Stelle für den Omankauz ist bei Tageslicht schon mal ausgekundschaftet. Bei Neumond ist es nachts dann ja auch zappenduster.

Der Tag begann mit Sonnenaufgang bei den Klärwasserteichen. Vom Hide aus konnte man den Stelzenläufer bei suboptimalem Aufnahmewinkel noch im Schatten beobachten. Ein Schelladler setzte sich in einiger Entfernung nieder, aber ansonsten passierte nichts. Der Sheriff begegnete uns wieder und mahnte, das man auf den wegen bleiben müsse. Die Argumentation mit giftigen Schlangen und Skorpionen überzeugte mich nicht so richtig. Durch die erforderliche Anmeldung im Gebiet fühlt man sich doch etwas überwacht und ordentliche Fotos vom Weg aus sind einfach nicht möglich. Nach dem Frühstück fuhren wir also ins Gebirge, um den Omankauz an einer in Dutch Birding beschriebenen Stelle aufzutun. Im Schatten fanden wir eine junge Blaumerle, ansonsten rief nur ein unermüdlicher Eichenlaubsänger in einem Baum. Im letzten Licht beobachteten wir noch Wellenflughühner, die an einer Wasserstelle zum Trinken kamen. Eine kleine Katze hatte uns zuvor mit ihrem erbährmlichen Gemaunze um den Finger gewickelt. Auch wenn Toastbrot nicht das beste Katzenfutter ist, freute sie sich, etwas in ihren offenbar leeren Magen zu bekommen. Mit der Dunkelheit zogen wir dann alle Register für die Eulen. Eine der vier möglichen Eulenarten antwortete kurz, aber zur definitiven Bestimmung reichte es nicht. Man kann ja alles mitbringen, nur keinen Taschenvollmond. Unverrichteter Dinge traten wir den Rückweg an.

 

 

Tag 10 – Wüstenammer und Ras as-Sawadi

Wo im Winter schon in der Sonne 37 Grad und mehr erreicht werden, muss man das Bewässern von Rundfeldern in einem Wüstenstaat schon kritisch betrachten.

Wo im Winter schon in der Sonne 37 Grad und mehr erreicht werden, muss man das Bewässern von Rundfeldern in einem Wüstenstaat schon kritisch betrachten.

Der Wecker klingelte um 4:40 Uhr, um zeitig bei Sonnenaufgang bei der Wüstenammer zu sein, die uns beim Betrachten eines Schwarzkopfsteinschmätzers aus freien Stücken bereits ein paar Tage zuvor ein Lied geträllert hatte. Da Konkurrenten auf den billigen unteren Plätzen keine Gefahr sind, blieb sie auf Abstand auf einem hochgelegenen Felsblock. Also müde zurück zum Frühstück und danach bei Mittagslicht zu ein paar Feldern. Hier wird mit einem ökologisch fragwürdigen Invest in Bewässerung Grünzeug für Tier und Mensch angebaut. Racken, Spinte und viele andere Vögel suchen diese grünen Fleckchen auf. Danach ging es in das Strandbad Ras as Sawadi. Offenbar einstmals touristisches Erwartungsgebiegt, das selbige nicht erfüllt hat. Am Abend zeigten sich dort am Strand aber Möwen, ein paar Limikolen und Reiher, so dass überhaupt mal etwas auf der Speicherkarte landete.

 

 

Tag 11 – Sayq Plateau, der zweite Eulenversuch

Sprosserrotschwanz

Der Sprosserrotschwanz – auch im Oman eine Seltenheit. Im letzten Abendlicht gelang aber nur noch eine Belegaufnahme.

Heute stand die atemberaubende Berglandschaft des Omans auf dem Plan. Im Wadi darunter versuchten wir erstmal, die Streifenohreule in einem Schlafbaum aufzutun. Bei (nahezu?) Neumond waren die Eulen hier bisher nicht gerade entgegenkommend. Viele Grasmücken trieben sich dort herum, aber keine Eule. Hausammern sangen, aber solange man unterhalb von Ihnen steht, gilt man offenbar als Konkurrent auf den billigen Plätzen. Leider hatten wir noch nie die Gelegenheit, sie von den priviligierteren Logenplätzen zu locken. Also auf in die Berge!

An einem Checkpoint der Polizei musste man Führerschein und Fahrzeugpapiere vorzeigen. Die Zufahrt ist nur 4WD gestattet und das wird kontrolliert! Über eine sehr gut ausgebaute und gesicherte kurvige und extrem steile Straße ging es dann stetig nach oben. Die Luft war frisch und kühl und die Aussicht in tiefe Canyons wirklich beeindruckend! Geier sahen wir nicht, aber an einer Wasserstelle waren viele Schwarzkehldrosseln. Zu späterer Stunde kamen wir dort hin zurück und taten im Büchsenlicht dann doch noch den seit mindestens zwei Wochen dort gemeldeten Sprosserrotschwanz auf.

Zurück ging es meist im ersten Gang steil wieder runter. Die vielen Escapelines mit ihren Kiesbetten verdeutlichten die steile Abfahrt noch mehr. Im Wadi angekommen waren schon die Sterne am Himmel zu sehen und es war ruhig und windstill. An mehreren Stellen straften uns alle vier Eulenarten mit völliger Gleichgültig ab. Vor zwei Wochen (bei Vollmond) waren andere Birder an der selben Stelle erfolgreicher. Beim Zusammenpacken hörten wir dann doch noch einen Bass aus der Felswand. Ich lege mich nicht auf Fleckenuhu oder Omankauz fest. Sehr spät waren wir wieder im Hotel.

Tag 12 – Wadi Majlas, Quriyat

Durch Wadis gehen meistens Schotterpisten, die oftmals wenig befahren sind und einem eine grandiose Landschaft bieten. Das Hindurchfahren lohnt sich bei trockenem Wetter immer.

Durch Wadis gehen meistens Schotterpisten, die oftmals wenig befahren sind und einem eine grandiose Landschaft bieten. Das Hindurchfahren lohnt sich bei trockenem Wetter immer.

Heute führte uns der Weg nach den Küstenort Quriyat durch einen wunderschönen, sehr wenig frequentierten Wadi. Unterhalb der Felshänge stand Wasser und einige Enten und Limikolen nutzen das kostbare Nass. Langschnabelpieper konnten wir hier ausfindig machen und wir beschlossen, hier abends nach Wellenflughühnern und dem Omankauz Ausschau zu halten.

 

In Quriyat suchten wir die Mülldeponie auf. Auch hier gab es etwas Wasser neben einer Kläranlage, in dem sich ein paar Limikolen und Enten aufhielten. Wenige Schmutzgeier waren weiter entfernt zu sehen, ansonsten gab es hier nichts besonderes außer flimmernde Luft. Insgesamt war der Ort nicht wirklich ergiebig, aber wir freuten uns bereits auf den Rückweg im Wadi. Bis es wirklich dämmrig wurde, versuchte ich mich noch an Landschaftsfotos, währen das Arabische Flughuhn aus der Felswand aufflog. Im letzten Licht kamen tatsächlich Wellenflughühner zur Wasserstelle. In der Dunkelheit bekamen wir auch hier keinen Omankauz, aber dennoch war es eines schöne Tour und ein empfehlenswerter Wadi. Trotz der Abgeschiedenheit waren aber auch hier keine Fotos von Sternenhimmel ohne orange Säume über den Felsgraten möglich, die von weit entfernten Lichtquellen hinter den Bergen stammten.

Tag 13 – Al Qurm Park, Wadi Aday, Yiti, Al Ansab Lagunen

Die Wüste ist unerbittlich. Im Winter tagsüber immer über 30 Grad, da kann man sich vorstellen,, dass das Überleben im Sommer jedem Organismus das Maximum abfordert.

Die Wüste ist unerbittlich. Im Winter tagsüber immer über 30 Grad, da kann man sich vorstellen, dass das Überleben im Sommer jedem Organismus das Maximum abfordert.

Am Morgen versuchten wir uns doch nochmal am Al Qurm Park. Vor dem Frühstück war dort wider Erwarten doch schon einiges los. Neben Hinduracken, Smaragdspinten und Halsbandsittichen waren alle drei Bülbülarten (Weißohr-, Ruß- und Gelbsteißbülbül) anwesend. Eine Zitronenstelze lief über den Rasen, wo sich auch einige Flussuferläufer um ihr Frühstück kümmerten. Zwischen Tauben suchte eine Schwarzkehldrossel nach Würmern und in den Blumenbeeten liefen Rotlappenkiebitze rum. Hier findet man sehr viele Vogelarten, wobei die Kunst darin liegt, die Zivilisation auszublenden oder einzubinden.

 

Nach dem Frühstück fuhren wir durch den Wadi Aday nach Yiti. Der Wadi endet an einer Wasserstelle, deren Ufer von der Küstenseite her offenbar als Picknickplatz dient. In Yiti säumte Wasser die Straße und neben Rotlappenkiebitzen stand ein Nachtreiher ungewöhnlich in der Mittagssonne rum und ließ sich vom Auto aus hervorragend beobachten. Hinduracken nutzten die Strommasten als Ansitz. An der Küste begingen viele Menschen ihren freien Tag, den Freitag. Möwen, Seeschwalben und Limikolen rasteten auf einer kleinen Insel.

Der Abend klang in den Al Ansab Lagunen aus, wo ein Habichtsadler einige Runden über meinem Objektiv kreiste. Die Zitronenstelze kam sehr nah an die Kamera heran und ein Blaukehlchen im Schlichtkleid leistete ihr plötzlich Gesellschaft. Fotografisch ein Big Day!

Tag 14 – Al Ansab Lagunen, Seeb, Heimreise

Am letzten Tag wurde der Wecker einfach ignoriert. Nach dem Frühstück kurvten wir durch Seeb. An einer geeigneten Stelle versuchten wir, unsere Chips mit Krabben- und mit Octupusgeschmack an die Möwen zu verfüttern. Nur sehr zögerlich versuchten sich Dünnschnabel- und Hemprichmöwe daran. Wir konnten es verstehen, das Zeug war auch nicht unser Geschmack. Dann hieß es Kofferpacken! Da wir erst um 14 Uhr auschecken mussten, ließen wir den Tag in den Al Ansab Lagunen ausklingen. Mit Einbruch der Dunkelheit zogen wir uns um (es gibt Bekleidungshinweise bei Etihad 😉 ) und gaben den Mietwagen ab. Über nacht ging es zurück über Abu Dhabi nach Frankfurt. Mittags hatten wir noch 37 Grad in Muscat. Am Gepäckband in Frankfurt erreichte mit eine Willkommens-SMS mit dem Hinweis auf -8 °C. Willkommen zurück in Deutschland! Für alle an Details interessierten Birder, findet sich die Beobachtungsliste zum Download als PDF am Ende dieses Beitrags.

Reiseplan

Reisezeitraum: 19.11.-03.12.2016

Flug: Frankfurt – Abu Dhabi – Muscat und zurück jeweils mit Etihad

Unterkünfte: Barr al Hickman (Al Jazeera Guesthouse – was besseres gibt es auf dem Festland dort nicht, auf Masirah lässt es sich wohl besser leben), Sohar (Radisson Blu – sehr neu, sehr schönes Hotel, super Essen, sehr empfehlenswert!), Muscat (Hormuz Grand Hotel – nahe des Flughafens in Seeb und strategisch günstig zu den Al Ansab Lagunen gelegen. Vom Großstadtlärm und dem nahen Flughafen ist nichts dort zu hören oder zu merken. Ebenfalls empfehlenswerte Unterkunft, wenn da nicht die fragwürdige Kreditkartenabrechnung nach Ankunft gewesen wäre…).

Mobilität: Nissan X-TRAIL von Deutschland aus bei Europcar gebucht. Übergabe am Flughafen Muscat problemlos, Rückgabe ebenfalls -> man hat sich das Auto nicht einmal angesehen. Das Straßennetz ist extrem gut, sicher und fortschrittlich ausgebaut, selbst in den Bergen mindestens zweispurig und hangseitig gut gesichert – im Mittelmeerraum muss man da deutlich strapazierfähiger sein.

Land & Leute: sehr freundlich und tolerant. Als Deutsche waren wir immer willkommen. Man soll ja nicht leichtsinnig sein, aber wir hatten nie Sorge, dass uns jemand das Auto aufbricht oder uns über den Tisch zieht. Der Oman ist ein in jeder Hinsicht empfehlenswertes Reiseland und hat mich sehr positiv überrascht. Eine qualitativ hochwertige Urlaubsdestination und dem Mittelmeerraum durchaus überlegen.

Galerie gesamt Oman